Schlagwort-Archive: 1900

Friedhof Schermeisel (Trzemeszno Lubuskie), Oststernberg in der Neumark (2018) 11 dokumentierte Gräber

Im Rahmen unserer diesjährigen Neumark Tour haben wir am 5. August 2018 den Friedhof der Gemeinde Schermeisel (heute Trzemeszno Lubuskie) im ehemaligen neumärkischen Landkreis Oststernberg besucht und unter Zuhilfenahme von Foto- und Videotechnik dokumentiert. Es handelte sich um den dritten von insgesamt zehn dokumentierten Friedhöfen.

Die genaue Lage der Ruhestätte wurde einem Messtischblatt entnommen. Es handelt sich um einen gut zugänglichen und auch hellen Ort, der über die Landstraße 137 zu erreichen ist. Gleich daneben liegt der heute genutzte und augenscheinlich neu angelegte Friedhof der Bewohner von Trzemeszno Lubuskie. Insgesamt konnten elf Gräber mit lesbaren Inschriften gefunden und dokumentiert werden. Zudem wurde ein ca. 85 Minuten langer Film online gestellt, der jedes Grab zeigt und zudem einen Eindruck von dem Friedhof heute vermittelt.

Auf dem Friedhof wurde nicht gegraben. Wir haben ausschließlich frei liegende Steine abgeputzt und dafür Wasser und ein umweltverträgliches Reinigungsmittel verwendet. Beim Abputzen wurden die Steine weder zerkratzt noch sonstwie beschädigt. Das Material ist grundsätzlich sehr robust und zeugt oftmals von seinerzeit vorherrschender hoher Steinmetzkunst.

Zu den Gräbern im Einzelnen:

  1. Grab – Paul Albert Rüdiger
    Hier ruht in Gott ein Sohn d. Eigenth. R. RÜDIGER
    Paul Albert
    geb. d. 4. Mai 1896, gest. d. 6. Febr. 1897
  2. Grab – Friedrich Wilhelm Rösch
    Hier ruht in Gott unser gel. Sohn
    Friedrich Wilhelm RÖSCH
    geb. d. 11. Dec. 1891, gest. d. 28. Aug. 1892
  3. Grab – Martin Leipolt
    Hier ruht in Gott der Bergmann
    Martin LEIPOLT
    geb. d. 17. Decbr. 1812, gest. d. 18. Febr. 1882
  4. Grab – Johann Gottlieb Gerlach
    Hier ruhet in Gott der Pelzhändler
    Johann Gottlieb GERLACH
    geb. 28. Octbr. 1816, gest. 9. Januar 1888
  5. Grab – Karoline Bollack
    Hier ruht in Gott die Eigenthümerin
    Karoline GERLACH geb. BOLLACK
    geb. d. 6. Novemb. 1823, gest. d. 28. October 1902
  6. Grab – Adolf Genge
    Hier ruht in Gott mein guter Mann der Postverwalter
    Adolf GENGE
    geb. 20. Januar 1827, gest. 5. Februar 1900.
  7. Grab – Albert Gustav Mechelke
    Hier ruhet in Gott
    Albert Gustav
    gel. Sohn d. Eigenth. August MECHELKE
    geb. d. 2. Aug. 1873, gest. d. 8. Juli 1887
  8. Grab – Anna Rosina Muche
    Hier ruhet in Frieden Frau Kunstgärtner
    Anna Rosina PRIEBEL geb. MUCHE
    geb. d. 12. Juli 1804, gest. d. 5. Decbr. 1887
  9. Grab – Sophie Pritzel
    Hier ruht in Gott unser Töchterchen
    Sophie PRITZEL
    * 3. März 1897, + 14. März 1897
    Nicht verloren, nur vorangegangen.
  10. Grab – Louise Pritzel
    Hier ruht in Gott
    die Ehefrau des Ausgedingers Johann CHRIST
    Louise gb. PRITZEL
    geb. 14. Novbr. 1826, gest. 10. März 1892
  11. Grab – Aurel Bludau
    Aurel BLUDAU
    Förster a.D.
    * 28.3.1865, + 10.1.1938

YouTube-Playlist „Friedhof in Schermeisel, Oststernberg“ [11 Einzelgrab-Dokus und komplett plus Rundgang im Hauptfilm]

Quellen

  1. Fotos, https://www.dilibra.com/core/tagged/25158
  2. Schermeisel im GOV, http://gov.genealogy.net/item/show/SCHSELJO72OK
  3. Video, 85 Minuten, 4K, https://www.youtube.com/watch?v=prLW1Ym1p-s
  4. YouTube-Playlist: https://www.youtube.com/playlist?list=PLANQKFdDucqPKfEhS-_6WoNi9S3TTbJbZ
  5. Google Maps, Friedhöfe im Osten, http://map.dilibra.com

Standesamt Schillehnen, Tilsit-Ragnit in Ostpreußen (1891) Verschollene Register

Am 1. August 2017 habe ich mich mal wieder dem Digitalisieren von alten Dokumenten gewidmet. Genauer gesagt habe ich die Nummer [00773] aus meiner Dilibra-Sammlung gescannt. Ein etwas älteres Familienstammbuch vom Verlag des Reichsbundes der Standesbeamten Deutschlands e.V. G.m.b.H., das auf den ersten Blick wohl Ende 1926 zum Zwecke der Eheschließung zwischen dem 35-jährigen Ostpreußen Heinrich DELINGAT und dessen 9 Jahre jüngere Verlobte Johanna Lydia GERMANN in Lüdenscheid angelegt wurde. Immerhin war der Bräutigam in spe ein waschechter Ingenieur. Wie man sieht, riskiert man also selbst beim Digitalisieren schon mal einen inhaltlichen Blick. Schöne Schriften, schöne Stempel. So weit, so gut.

Den Geburtsort des Bräutigams konnte ich zunächst nicht entziffern und mir fehlte auch irgendwie die Lust, noch großartig zu recherchieren. Also stellte ich exakt um 18.44 Uhr einen Bild-Ausschnitt in mein Facebook-Album Übersetzungshilfen und holte mir derweil eine kühle, grüne Glasflasche Märkisch-Kristall (nein, ich stehe dort nicht unter Vertrag) und hatte nach nur 4 Minuten bereits die Lösung. Der gute Heinrich ist nämlich in Alt Lubönen geboren. (Danke Sabine, Danke Matthias.)

Laut GenWiki von Genealogy.net ist Alt Lubönen „ein kleines Dorf auf dem südlichen Hochufer der Memel. Gegenüber auf dem nördlichen Memelufer liegt der Gutsbezirk Kassigkehmen. Alt Lubönnen ist heute eine Wüstung, das letzte Wohnhaus wurde 1992 abgerissen.“ Den Artikel zum Ort fand ich übrigens sehr informativ, nett bebildert und insgesamt gelungen. Alt Lubönen befand sich bis zuletzt im Kaliningrader Oblast in Russland und soll wohl Osjornoje geheißen haben. Laut WikiPedia handele es sich um einen untergegangenen Ort im Rajon Krasnosnamensk, der von 1938 bis 1946 auch Friedenswalde genannt wurde.

Da hatte ich nun alles beisammen, so dass sich letztendlich folgendes „Familienbild“ dem Stammbuch entnehmen ließ:

Der Ingenieur Heinrich DELINGAT, evangelisch, geb. 26.03.1891 in Alt Lubönen, Kreis Ragnit in Ostpreußen, Sohn der Eheleute Friedrich DELINGAT und Anna BURNATZKY (beide evangelisch), ehelichte am 27.11.1926 die Johanna Lydia GERMANN, evangelisch, geb. 30.06.1900 in Lüdenscheid, Tochter der Eheleute Friedrich GERMANN aus Beilstein (Westerwald) und der Lydia WORTMANN aus Lüdenscheid (beide evangelisch). Die kirchliche Trauung erfolgte am 27.11.1926 in der ev. Kirche zu Lüdenscheid und wurde am 15.04.1932 im Stammbuch von der evangelisch-lutherischen Christuskirche in Leipzig-Eutritzsch von Verwaltungsobersekretär LORENZ bescheingt. Der Ehe entstammt die gemeinsame Tochter Rotraut Julianne DELINGAT, geb. 28.01.1932 in Leipzig. Sie wurde am 18.04.1932 in der ev.-luth. Christuskirche in Leipzig-Eutritzsch getauft. Taufpaten waren Herta GOOSMANN aus Hamburg und Kurt GERMANN aus Lüdenscheid in Westfalen. Heinrich DELINGAT starb – einem nicht offiziellen Eintrag zufolge – am 19.04.1956 in Wuppertal-Elberfeld (dort wohl auch bestattet).

Nachfahren und Verwandte, die hier anknüpfen können, dürften sich über die weiteren Puzzleteile in dieser (irgendwie niemals enden wollenden) Forschungsarbeit freuen. Mich betraf es nicht, ich freute mich dennoch. Nämlich über den unscheinbaren Eintrag: Standesamt Schillehnen, denn dessen Register gelten wohl als verschollen. Der Albtraum eines jeden Forschers! Umso wertvoller sind die gewonnenen Details, da sich anhand dieses Familienstammbuches zumindest das Geburtsregister Nr. 8 aus dem Jahr 1891 wie folgt rekonstruieren lässt:

Heinrich DELINGAT, geb. 26.03.1891 in Alt Lubönen, Sohn der Eheleute Friedrich DELINGAT (ev.) und Anna BURNATZKY (ev.)

Und wieder ein Stück Geschichte bewahrt.

Quellen:

  1. Familienstammbuch, https://www.dilibra.com/ahnenforschung/1345/
  2. http://wiki-de.genealogy.net/Alt_Lub%C3%B6nen
  3. Standesamt Schillehnen, Geburtsregister Nr. 8/1891 (die Register gelten als verschollen)
  4. Standesamt Lüdenscheid, Geburtsregister Nr. 511/1900
  5. Standesamt Lüdenscheid, Heiratsregister Nr. 244/1926
  6. Standesamt Leipzig I, Geburtsregister Nr. 389/1932